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Foto: iStock.com/Nelosa

Fastenrituale außerhalb des Christentums

Bald beginnt die Fastenzeit. Fasten gehört nicht nur zum Christentum, Fasten ist Bestandteil aller Religionen. Basis des wie auch immer gestalteten Fastens ist das Bewusstsein, dass die Veränderung vertrauter und eingespielter Alltagsgewohnheiten, der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel oder auch auf Immaterielles wie die Benutzung sozialer Medien, dass also eine Form von Askese den Menschen frei macht, sein Leben zu überdenken, neue Wege zu finden, den eigenen Glauben einer Reflektion zu unterziehen.

Das 40-tägige Fasten in der Osterzeit bereitet die Christen auf das Osterfest vor. Doch wie sieht es in anderen Religionen aus? Werfen wir einen Blick auf Fastenrituale im Islam, dem Buddhismus, Hinduismus und dem Judentum.

Islam: Das Fasten im Islam gilt neben dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der sozialen Pflichtabgabe und der Pilgerfahrt nach Mekka als eine der fünf Säulen der islamischen Religion. Ziel des Fastens ist die Reinigung der Seele und die Festigung der Beziehung zu Gott und den Menschen. Gesunde Erwachsene begehen den Fastenmonat Ramadan. In dieser Zeit nehmen die Gläubigen tagsüber keine Nahrung zu sich. Erst nach Sonnenuntergang treffen sich die Menschen zu einem gemeinsamen Essen, dem „Fastenbrechen“. Menschen, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht fasten können, kompensieren dies dadurch, dass sie Ärmeren Speisen oder Spenden geben.

Judentum: Das Judentum kennt mehrere Fastentage, die im Zusammenhang mit historischen Ereignissen oder Personen stehen, wie die Zerstörung der beiden Tempel in Jerusalem, „Tischa beAw“, oder „Gedalia ben Achikam“, der nach der Zerstörung des ersten Tempels als Statthalter im Königtum fungierte. Ein besonders wichtiger Tag ist der Versöhnungstag Jom Kippur. An ihm gilt ein 25-stündiges strenges Fasten. Dazu gehört für gesunde Erwachsene der Verzicht auf Essen, aber auch auf das Trinken, Duschen oder Baden, Schminken, Autofahren und Arbeiten. Das alltägliche Leben kommt an diesem Tag zum Stillstand.

Buddhismus: Die Buddhisten kennen keine vorgegebenen Fastentage. Fasten ist Teil ihrer spirituellen Praxis. Für sie ist es eine pragmatische Entscheidung, während der Meditationszeiten wenig zu essen: Mit einem vollen Bauch fehlt die Konzentration auf die Meditation, ein leerer ist ebenso hinderlich. Also versuchen sie, in der Balance zu bleiben. Manche Buddhisten legen vor ihrer Meditationszeit eine Fastenkur ein, in der auf Nahrung verzichtet wird, aber viel Flüssigkeit eingenommen wird.

Hinduismus: Auch die Hindus kennen keine vorgeschriebenen Fastentage. Dennoch legen sie aus verschiedenen Gründen Fastentage ein: um Buße zu tun, ihre Gesundheit zu verbessern, ihre spirituelle Praxis zu vertiefen oder Götter zu ehren. Viele Hindus wählen den Ehrentag der Gottheit aus, der sie folgen, um an diesem Tag zu fasten.

Was die festgelegten Fastenrituale der Welt miteinander verbindet, ist das Ende des Fastens: Das ist mit einem großen Fest verbunden, an dem all das aufgetischt wird, auf das vorher verzichtet wurde.

Sigrid Blomen-Radermacher