Die Sache mit dem Heiligen Geist
An Pfingsten feiern wir, dass Gott den Jüngern Jesu seinen Heiligen Geist gesandt hat. Von den drei göttlichen Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist, ist dieser wohl am schwersten zu begreifen. Auch wenn jede Darstellung von Gott immer nur eine Annäherung ist, schwingt bei vielen bei Gottvater wohl die Vorstellung des Schöpfers mit und beim Sohn ein Bild von Jesus Christus. Aber was ist dann der Heilige Geist und wie kann man sich ihn vorstellen?
Die Art, wie er dargestellt wurde, hat sich im Lauf der Geschichte mehrfach gewandelt. Zunächst wurde der Heilige Geist meist als Taube dargestellt, im Mittelalter dann auch als ein junges Mädchen oder als Mann mit drei Gesichtern. Gegen Ende des Mittelalters setzte sich dann die Taube als Symbol durch. 1745 hat Papst Benedikt XIV. diese Darstellung als einzig zulässige festgelegt.
Tauben werden schon im Alten Testament immer wieder erwähnt. Dort symbolisieren sie aber nicht den Heiligen Geist. In der Erzählung von der Sintflut zeigt die Taube an, dass die Flut vorüber ist. Sie steht hier wie an anderen Stellen also für Freiheit. Im jüdischen Tempelkult galt sie als Opfertier. Dieses Ritual wird auch in der Kindheitsgeschichte Jesu aufgegriffen (Lk 2,24).
Jesus verwendet in seiner Predigt das Beispiel der Taube als Aufforderung an seine Jüngerinnen und Jünger, genauso arglos zu sein wie dieses Tier (vgl. Mt 10,16).
Im Neuen Testament steht die Taube schließlich auch als Bild für den Geist Gottes – allerdings nicht beim Pfingstereignis, sondern bei der Taufe Jesu im Jordan. Dort heißt es im Matthäusevangelium: Als Jesus aus dem Wasser stieg, „öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen“ (Mt 3,16) Fortan galt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes.
Als solche erscheint sie in vielen Darstellungen, so beispielsweise, wenn Maria die Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel angekündigt wird, oder eben auch bei Bildern über das Pfingstereignis.
Auch als Attribut von Heiligen wird die Taube immer wieder verwendet. Am Remigius-Brunnen in der Viersener Fußgängerzone ist eine Taube im Bischofsstab des Heiligen Remigius zu sehen. Dort verweist sie auf die Taufe, die der Bischof dem Merowinger-König Chlodwig gespendet hat.
Die Taube ist kein rein christliches Symbol
Allerdings ist der Tauben-Kult kein rein christliches Phänomen. Schon in der Antike war der Vogel Sinnbild von Sanftmut, Einfalt und Unschuld – weil man annahm, die Taube besitze keine Galle und sei daher frei von allem Bösen und Bitteren.
Im alten Indien und bei einigen germanischen Stämmen galt sie als „Seelenvogel“. Auch im Islam sind die gurrenden Tiere heilig, weil sie den Propheten Mohammed auf der Flucht beschützt haben sollen.
Andreas Hahne, Susanne Mengen