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Die Reliquie von Thomas von Aquin befindet sich hinter dem rechten Glas. Foto: Markus Zellkes

Serie Reliquien: Thomas von Aquin

Vor 800 Jahren wurde mit Thomas von Aquin einer der bedeutendsten christlichen Theologen in Italien geboren. Er studierte an den Universitäten von Paris und Köln. Als Pater im Dominikaner-Orden war er einer der ersten, der die sogenannte Scholastik für sich entdeckte. Damit ist ein Ansatz gemeint, den Glauben rational zu beschreiben, statt Überlieferungen zu übernehmen, ohne sie zu hinterfragen. Umgekehrt führt das dazu, dass Vieles konkreter scheint, als es die Unfassbarkeit Gottes ermöglicht.

In seinen zahlreichen Schriften bezieht er sich vor allem immer wieder auf den griechischen Philosophen Aristoteles, der zu seiner Zeit durch den Austausch mit der islamischen Philosophie gerade wiederentdeckt wurde. Am bekanntesten sind vermutlich die fünf Gottesbeweise, mit denen er versuchte, logisch zu zeigen, dass Gott existiert. Sein umfangreichstes Werk ist die Summa theologiae, also eine Zusammenfassung des theologischen Wissens. Sie besteht aus zahlreichen Thesen, zu denen logische Argumente und Gegenargumente diskutiert werden.

Thomas verfolgt mit diesem Ansatz ein Anliegen, das bis heute an Aktualität nicht verloren hat: er möchte eine allgemeingültige Wahrheit finden, die nicht auf bloßen Meinungen basiert, sondern durch Argumente belegt ist1.

Auf der anderen Seite war Thomas aber kein reiner Kopfmensch, sondern stark kontemplativ geprägt. Das wird vor allem in Gedichten und Liedern aus seiner Feder deutlich, die bis heute gesungen werden: Pange lingua, besonders mit der Strophe Tantum ergo sacramentum darf bei keiner Fronleichnamsprozession fehlen.

Dass sich Gott nicht allein durch Sätze beschreiben lässt, sondern aus der Erfahrung lebt, war auch dem heiligen Thomas bewusst. Gegen Ende seines Lebens stellt er deshalb fest: „Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir vor wie Stroh im Vergleich zu dem, was ich gesehen habe.“2

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1 Siehe auch Ursula Schumacher: Architekt des Denkens. Zur bleibenden Aktualität des Thomas von Aquin, in: Herder Korrespondenz 1/2025, S. 28–30.
2 vgl. M.-H. Laurent (Hrsg.): Processus canonizationis Neapoli S. Thomae, Fontes vitae sancti Thomae Aquinatis 4, in: Revue thomiste 38-39 (1933-34), S. 265–497, 79.

Andreas Hahne

Einleitung: Reliquien - Die Verbindung zu Heiligen über den Tod hinaus
Erster Beitrag: Die Reliquie des heiligen Matthias in der Kirche St. Helena
Zweiter Beitrag: Konradkapelle am Grenzweg in Viersen
Dritter Beitrag: Der heilige Antonius von Padua
Vierter Beitrag: Der heilige Jakobus der Ältere
Fünfter Beitrag: Dominikus de Guzmán, auch Dominikus von Caleruega genannt
Sechster Beitrag: Maximilian Maria Kolbe, Taufname Rajmund Kolbe
Siebter Beitrag: Helena (Mutter des römischen Kaisers Konstantin)
Achter Beitrag: Der heilige Bartholomäus
Neuter Beitrag: Remigius von Reims
Zehnter Beitrag: Vinzenz von Paul
Elfter Beitrag: Franz von Sales
Zwölfter Beitrag: Sebastian oder italienisch Sebastiano