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Die Wöhlorgel -  Foto: Michael Park

Die Scholzorgel -  Foto: Michael Park

Die Woehl- und die Scholzorgel in St. Remigius haben ganz eigene Ansätze

Den Orgeln der St. Remigiuskirche ist - gleichwohl von unterschiedlichen Orgelbauern gebaut - eine gemeinsame orgelbauliche Ästhetik eigen. So sind selbstverständlich beide Orgeln vollmechanische Schleifladenorgeln, verwenden hängende Trakturen und auf Länge geschnittene Pfeifen, deren Metall handgehobelt wurde.

Beide Instrumente stellen sich uns darüber hinaus als Instrumente unserer Zeit dar, nicht als Stilkopien, die einem im Moment so modernen Historismus frönen. Am schnellsten wird dies in der äußeren Gestalt deutlich; beide Instrumente sind von Künstlern (Gerald Woehl bei der Hauptorgel und Horst Lerche bei der Chororgel) farbig gefasst worden. Historisierendes Dekor lehnen beide Orgelbauer ab. Dennoch ist bei beiden Neubauten klar erkenntlich, dass eine stilistische Idee den Konzepten zu Grunde liegt. So offenbart sich die Woehlorgel dem Betrachter in ihrer Neunachsigkeit als französisch, die Scholzorgel lässt eine italienische Inspiration erkennen.

Diese stilistische Orientierung bestätigt sich beim Blick auf die Dispositionen. Finden wir in der Chororgel die typisch italienische Voce umana, so wird die Disposition der Hauptorgel komplett von französischem beherrscht. Sie erhielt in Grand Orgue, Bombarde und Positif Zungen nach der Bauart von Dom Bedos, im Récit und Pedal aber nach Cavaillé-Coll. Die Windversorgung wurde nach der in der Romantik vorherrschenden Bauart gefertigt, der Kern der Disposition aber ist eher klassisch französisch. Klingt die Orgel im Tutti eher klassisch, so kann man dennoch mit ihr außerordentlich symphonisch arbeiten. Und trotzdem wirkt diese Orgel geschlossen und homogen. Sie erinnert an "jene Instrumente in Frankreich, die im Lauf der Jahrhunderte zu regelrechten Stilsynthesen zusammengewachsen sind"1 .

Eckdaten zur Woehlorgel:

Orgelbauer: Gerald Woehl
Baujahr: 1984
Windladen: Schleifladen
Spieltraktur: mechanisch
Registertraktur: mechanisch
Registeranzahl: 52
Manuale: 3 C-g3
Pedal: 1 C-f1
Spielhilfen, Koppeln: Generalkoppeln, Appel-Tritte

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1 Holger Brülls, aus "Drei Orgeln im symphonischen Stil - Gerald Woehls neue Instrumente in Viersen, Mannheim und Friedrichshafen" in ARS ORGANI, 4/1990

Und hier ein Klangbeispiel: J. S. Bach: "Wer nur den lieben Gott lässt walten" BWV 642, gespielt von Kantor Michael Park auf der Woehl-Orgel in St. Remigius.