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Der Taufbrunnen mit Blick durch die Kirche St. Notburga.
Foto: Pfarrarchiv St. Remigius
Die besondere Backstein-Bauweise von St. Notburga dient auch dem Schutz vor Umwelteinflüssen
Die Kirche als Zentrum eines Stadtteils - in Viersen Rahser hat St. Notburga zusammen mit dem Pfarrhaus und den Kaplaneien diese Funktion übernommen. 1928/29 erbaut, bildet St. Notburga mit den Nebengebäuden, dem großen Garten und dem Pfarrhof ein bis heute nahezu unverändertes, harmonisches Bild des Baustils der zwanziger Jahre. Materialwahl und Formensprache sind typisch für diese Zeit.
Schlichtheit und Monumentalität entsprachen dem Zeitgeist der zwanziger Jahre. Typische Kennzeichen der Kirchen aus dieser Periode: Flachdächer und eine Eingangsseite, die monumental daherkommt und optisch beeindruckt. Auch der Backstein, der bei St. Notburgas Außenwänden zum Einsatz kam entsprach dem Zeitgeist. Als Baumaterial wurde der Backstein, wie der Denkmalbeschreibung der Stadt Viersen zu entnehmen ist, von der rheinischen Heimatschutzbewegung und dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz gefördert, da man seine Widerstandsfähigkeit gegen Industrieabgase erkannt hatte.
Die Formensprache von St. Notburga basiert auf klaren Strukturen. Die Kirche hat ein langes, rechteckiges Mittelschiff mit niedrigen Seitenschiffen und einem flachen, eckigen Chorabschluss. Der hohe klar strukturierte Glockenturm ist den vor allem in Italien verbreiteten freistehenden Glockentürmen nicht unähnlich und wird daher auch als campanileähnlich beschrieben.
Die ersten Ansätze für den Neubau der Kirche gehen bis ins Jahr 1909 zurück, als - nach erfolgreicher Entwicklung des Notburgahauses - auch ein Kirchbauverein gegründet wurde. 1914 gab es einen ersten Entwurf für den Kirchneubau, der dann jedoch an der Inflation scheiterte, denn dieser fielen die gesammelten Gelder zum Opfer. Erst 1927 kam es zu einer erneuten Ausschreibung für den Bau, die Grundsteinlegung erfolgte am 29. Juni 1928, die Konsekration am 15. September 1929.
St. Notburga ist auch ein Beispiel dafür, wie es zur Wahl einer Patronin oder eines Patrons für ein Kirche kommen kann. Bereits 1923 hatte der Kölner Kardinal Schulte den Wunsch geäußert, die künftige Kirche in Rahser möge Notburga geweiht werden. Schließlich gab es bis zu diesem Zeitpunkt im Erzbistum Köln, zu dem Viersen noch bis 1931 gehörte, kein Patrozinium der Hl. St. Notburga. Die Notburgafigur neben dem Hauptportal, welche die Heilige mit der für sie typischen Sichel zeigt, wurde 1955 errichtet.
Die von Marianne Katzgrau entworfenen Fenster des nördlichen Seitenschiffes sind noch in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten. Nach dem Krieg kamen die Obergadenfenster, also die der oberen Wandfläche, hinzu. Sie symbolisieren das apostolische Glaubensbekenntnis und wurden von Josef Höttges gestaltet.
So, wie die Kirche zusammen mit dem Pfarrhaus und den Kaplaneien eine harmonische Einheit bildet, gehören auch das Areal St. Notburga und der ebenfalls in den 1920er Jahren entstandene Stadtteil Rahser harmonisch zusammen.







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Fotos: Ruth Kaiser, Pfarrarchiv St. Remigius