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    Foto: Uwe Rieder

Die Kirche St. Peter ist im neugotischen Stil als dreischiffige Basilika gebaut

Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung Ende des 19. Jahrhunderts kam bei den Bewohnern der Sektion Bockert der Wunsch nach einer eigenen Kirche auf. Sie gründeten 1868 den Bockerter Kirchbauverein. Schwierigkeiten gab es bei der Einbindung der Gläubigen in der Sektion Hoser, die zunächst nicht bereit waren, die neue Kirche mitzufinanzieren. Nach großen Anstrengungen konnte dann am 28. April 1890 der erste Spatenstich erfolgen. Die neuen Pfarrgebietsgrenzen umfassten nach Beschluss des Kölner Erzbischofs die Sektionen Bockert, Hoser und Oberbeberich.

Kirchenbaumeister aus Aachen

Der Bau der Kirche erfolgte nach den Plänen des Baumeisters van Kann aus Aachen. Die Kirche ist im neugotischen Stil als dreischiffige Basilika erbaut mit Westturm, Querschiff und Chor. Die Spitzbogenkreuzgewölbe werden von vier Marmorsäulen und sechs gemauerten Pfeilern getragen. Die Gewölbe sind durch Sandsteinlisenen, die sich auf Blumenkapitellen gründen, in mehrere Felder unterteilt. Die Gewölbedecken und Wände sind verputzt. Der Boden war ursprünglich mit gemusterten Steinfliesen belegt, die bei der Umgestaltung der Kirche im Jahre 1998 durch graue Gehwegplatten ersetzt wurden. Jedoch befinden sich in der heutigen Taufkapelle und im Eingangsbereichs des Turmes noch Teile des ehemaligen Fußbodens.

Nachdem der Kölner Erzbischof Dr. Kementz am 17. November 1891 die Kirche St. Joseph eingeweiht hatte, fand die Weihe der Kirche St. Peter am 19. November 1891 statt. Die Erhebung zur Pfarre und Pfarrkirche beurkundete der Erzbischof am 21. Dezember 1894.

Durch viele Spenden und Stiftungen gelang es dem ersten Pfarrer Dr. Lorenz Richen, die weitere Ausstattung der Kirche vorzunehmen. So erfolgte unter anderem die Anschaffung der Glocken (1895) und der Orgel der Fa. Klais aus Bonn (1905). Weitere Anschaffungen waren im Jahre 1909 der Josefsaltar und der Marienaltar, die ursprünglich in den kleinen Seitenkapellen rechts und links des Hauptaltares standen. Von beiden Altären sind heute nur noch die Figur „Thronende Madonna mit Kind“ und die Figur „Josef als Schreiner“ vorhanden. Diese befinden sich heute nach einer Restaurierung 2007 auf Sockeln aus Basaltava im Querschiff der Kirche.

Umfassende Renovierung im Jahr 1935

Im Jahre 1935 kam es zu einer großen Renovierungsmaßnahme, bei der unter anderem die Ausmalung der Gewölbedecken durch den Kirchenmaler Weber aus Düsseldorf erfolgte, der auch die Bilder des Kreuzweges in Freskomalerei ausführte, die heute noch erhalten sind. Außerdem baute die Fa. Fabritius aus Kaiserswerth die vorhandene Klaisorgel im Stil der damaligen Zeit um, wobei die einzelnen Orgelpfeifen über die gesamte Breite der Orgelbühne aufgereiht zu sehen waren.

Kurz nach der Amtseinführung von Pastor Johannes Lennartz gab es 1956 eine Umgestaltung des Kirchenraumes. Nach den Plänen des Architekten und Künstlers Hans-Ludwig Carmanns aus Mönchengladbach genehmigte das Aachener Generalvikariat die Höherlegung des Chorraumbodens. Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel wurden abgebrochen. Die Altarplatte des Hochaltars fand für den neuen, um einige Meter nach vorne versetzten Altar Verwendung. Der gesamte Kirchenraum bekam einen hellen Anstrich, bei der auch die beiden Fresken der Seitenaltäre übermalt wurden. In dieser Zeit fand auch die Umgestaltung des Taufsteins in seiner heutige Form sowie die Herstellung eines neuen Tabernakels durch den Künstler Hans-Ludwig Carmanns statt. Heute steht der Tabernakel ohne den ursprünglichen Kreuzaufsatz auf einer Stele aus belgischem Granit links vom Altarraum.

Bedingt durch das zweite Vatikanische Konzil fand im Jahre 1966 eine Umgestaltung des Altarraumes statt. In den 70er Jahren wurden weitere Renovierungsmaßnahmen durchgeführt.

Die Sanierung und Umgestaltung der Kirche in der heutigen Form hat der Architekt Gregor Dewey in den Jahren 1998 und 1999 fertiggestellt. Um diese Maßnahme überhaupt realisieren zu können, wurden vom Architekten in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde und dem Bistum Lösungen erarbeitet, die in Materialwahl und Detailqualität einem Kirchenraum gerecht werden, jedoch mit einem sehr knappen Kostenrahmen zu finanzieren sind.

Einheitliche Liturgieausstattung

Der ehemalige Liturgiebereich entsprach nicht mehr dem Ablauf heutiger Messfeiern. Die komplette Ausstattung des Kirchenraumes ließ keinen Zusammenhang erkennen. Eine neue und einheitliche Liturgieausstattung war hier Grundlage für eine konzeptionelle Neuordnung des Kirchenraumes.

Das ehemalige Altarpodest von ca. 90cm Höhe wurde auf eine zweistufige Podestplatte reduziert. Sie legt sich als von den Wänden abgelöste Fläche, in der Größe des Vierungsquadrates, zwischen Vierung und Chorraum. Der neue Altar steht im vorderen Drittel des Podestes in der Hauptachse der Kirche unterhalb des Bogens zwischen Chor und Vierung. Er ist von jedem Platz in der Kirche zu sehen. Das Taufbecken wurde von der ungünstigen Lage aus den Chorkapellen in die größeren Turmkapellen verlegt. Die neue Lage des Taufbeckens ermöglicht eine Tauffeier in kleinem Rahmen an definiertem Ort ohne die Gemeinden auszuschließen. Die Querhausapsiden sind mit einer mobilen Bestuhlung ausgestattet, die eine vielfältige Nutzung des Kirchenraumes in unmittelbarer Nähe zum Altar bei Kindermessen, kleinen Konzerten und Messunterichtung ermöglicht.

Am Hauptportal wurde die beengte Windfanglösung entfernt. Die Scholz-Orgel aus dem Jahr 2000 mit 17 Registern und dem Prospektentwurf von Prof. Hans Döhmen hat im Zuge einer statischen und gestalterischen Überarbeitung der Empore als Brüstungsorgel einen Platz gefunden. In der Hierarchie und Nutzungsabfolge von Chor, Altarpodest, Kirchenraum und Hauptportal schließt sich im Außenbereich der Kirchenvorplatz an, der hier die Raumabfolge in den Außenbereich fortsetzt und der Gemeinde einen angemessenen Versammlungsort zum kurzen Gespräch nach der Messfeier bietet.

Die Liturgieausstattung besteht aus einfachen kubischen Elementen, die sich der Gesamtgestalt des Kirchenbaus unterordnen. Grundmaterialien sind matt geschliffener Muschelkalk sowie gegossene Betonelemente im Kontrast mit unbehandelter Eiche für die Sedilien und Abdeckungen, Stahlprofile und Glas für die Windfangeinbauten. Die Ausmalung der Kirche ist von Grund auf mineralisch aufgebaut und schafft einen lichten ruhigen Sakralraum unter Betonung der tragenden Architekturglieder.

Das Altarkreuz des Künstlers Anatol Herzfeld von 2001 ist eine Leihgabe von Pastor Michael Donie. Die restaurierten Altarbilder Petrus und Matthäus aus dem 17./18. Jahrhundert sowie die aus den ehemaligen Seitenaltären stammenden Skulpturen „Thronende Madonna mit Kind“ und „Joseph als Schreiner“ aus dem Jahr 1909 ergänzen die Ausstattung. Ebenso seit 2007 die Weihwasserstele nach einem Entwurf von Architekt Gregor Dewey und im Altarraum die Stele „Lebensbaum“ des Künstlers Hermann-Josef Gotzen aus Baarlo/NL. Alle Objekte fügen sich harmonisch in das moderne Gesamtkonzept ein.

Spenden ermöglichen neue Verglasung

Durch eine große Spendenbereitschaft und einer Stiftung konnte die brüchige Einfachverglasung der sechs Fenster in den Seitenschiffen durch farbige neue Fenster im Jahre 2010 ersetzt werden. Das Konzept des Künstlers Jürgen Drewer aus Nettetal für die Gestaltung der Fenster hatte als Ziel, die Lichtsituation im Querschiff des Kirchenraums weitestgehend zu erhalten, die starke Sonneneinstrahlung der Südfenster am Morgen und Vormittag jedoch zu mindern. Vor diesem Hintergrund erfolgte eine ruhige, meditative Farbgebung der Fenster. Bei der Konzeption der Fenster war wichtig, neben der völlig neu entstehenden Situation im Querschiff auch einen Bezug zu den Chorfenstern zu entwickeln, was über die blauen Felder in den Fenstern, die an den Chorraum anschließen, geschehen ist.

In den unteren Bereichen der Fenster ist ein Textfragment aufgebracht worden, das in Bezug zum Namenspatron der Kirche steht.
Lasst euch aus lebendigen Steinen zu einem geistigen Haus aufbauen. (1 Petr 2, 5a)
Dieses Fragment soll in seiner Gänze nicht lesbar sondern nur partiell zu erkennen sein und bietet dem Betrachter das Angebot sich darauf einzulassen, um eigene Interpretationen zu finden. Der vollständige Text und Teile der Fensterstrukturen sind auf den Glastüren des Eingangs zu erkennen.

Die Pfarrgemeinde St. Remigius hat mit dem Sakralraum der Kirche St. Peter in seiner heutigen Form eine würdige Stätte für die Gottesdienste und kirchlichen Veranstaltungen.